Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Kurz vor oder nach der Geburt „wandern“ die Hoden vom Bauchraum in den Hodensack. Ist diese Entwicklung gestört, ist der Hoden nicht im Hodensack tastbar, sondern auf dem Weg dorthin irgendwo „steckengeblieben“. Man spricht dann von Hodenhochstand, bzw. in der Medizinersprache von Maldescensus testis. Hat sich der Hoden gar nicht auf den Weg gemacht und befindet sich noch im Bauchraum, redet man von einen „Bauchhoden“, sitzt er im Bereich des Leistenkanals fest, von einem „Kanalhoden“, unterhalb des Leistenkanals (in der Leiste tastbar) liegt der "Leistenhoden". Falls ein falscher Weg eingeschlagen wurde, spricht man von einem "ektopen Hoden". Alle Formen sollten in jedem Fall behandelt werden, da der Hoden, wenn er nach dem ersten Lebensjahr immer noch nicht seine Position im Hodensack eingenommen hat, ernsthaften Schaden nehmen kann. Als Richtlinie gilt: Ende des 2. Lebensjahres sollte jeder Hodenhochstand behandelt sein, andernfalls entsteht zunehmend die Gefahr einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit.
Ein Hodenhochstand lässt sich vom geübten Kinderchirurgen problemlos ambulant operieren.
Zuerst wird der Leistenkanal mit einem kleinen Schnitt geöffnet und der zum Hoden laufende Samenstrang aufgesucht. Hoden und Samenstrang werden von überflüssigem Bindegewebe befreit, damit sie im Leistenkanal freier beweglich sind. Anschließend werden einige Fasern des sogenannten Cremastermuskels durchtrennt, der normalerweise dafür zuständig ist, dass der Hoden bei Kälte an den Körper herangezogen wird. Jetzt kann der Hoden spannungsfrei in den Hodensack verlagert werden. Damit er nicht erneut nach oben wandert, wird er im Hodensack mit einer kleinen Naht befestigt. Zum Schluss wird die Hautwunde wieder durch eine kleine Naht verschlossen.
Bis zum 10. Lebensmonat kann man noch abwarten, ob der Hoden nicht doch noch von alleine in seine angestammte Position im Hodensack wandert. Ist der Hoden nach diesem Zeitpunkt immer noch nicht im Hodensack und lässt sich auch nicht in den Hodensack verschieben, ist in jedem Fall eine Behandlung angebracht. Auch bei einem sogenannten Gleithoden, der sich zwar von außen in den Hodensack befördern lässt aber wie an einem Gummiband zurückspringt, ist wird eine Therapie empfohlen. Um Spätschäden am Hoden wie Unfruchtbarkeit und Hodenkrebs zu verhindern, sollte die Therapie bis zum ersten Geburtstag erfolgreich abgeschlossen sein.
Zuerst wird in der Regel ein Therapieversuch mit einer Hormongabe in Form von Nasenspray oder Spritzen gemacht. Führt diese Behandlung nicht zum Erfolg, sollte der Hoden so bald wie möglich durch einen operativen Eingriff in die richtige Position gebracht werden.
Der Eingriff erfolgt beim Kind immer in einer Vollnarkose (Verweis: Vollnarkose).
Die operative Verlagerung eines Hodenhochstandes dauert im Normalfall etwa 20 bis 45 Minuten.
Bei Kindern unter einem Jahr wird man in der Regel noch abwarten, ob der Hoden nicht spontan in den Hodensack wandert.
Nicht notwendig ist die Operation bei einem sogenannten Pendelhoden. Darunter versteht man, dass der Hoden zwischen Hodensack und Leiste frei beweglich ist, also hin und her „pendelt“.
Da der Eingriff in Vollnarkose vorgenommen wird, prüft der Narkosearzt (Anästhesist) vorher die Narkosefähigkeit Ihres Kindes. Würde die Vollnarkose ein zu großes Risiko darstellen, muss der Eingriff möglicherweise verschoben werden.
Die Operation eines Hodenhochstandes gilt zwar als risikoarmer Eingriff, sie sollte aber wegen der räumlichen Enge zu wichtigen Blutgefäßen von einem erfahren Kinderchirurgen vorgenommen werden.
Wie bei jedem operativen Eingriff können Komplikationen natürlich nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden.
Über solche seltene Komplikationen wie Verletzungen von Gefäßen und Samenleiter oder Entzündungen wird Ihr Arzt Sie vor der Operationen umfassend aufklären.
Nach der Operation auftretende Schmerzen können Sie mit üblichen schmerzstillenden Medikamenten behandelt, die der Arzt Ihnen mitgeben oder verschreiben wird.
6 Stunden vor dem Eingriff sollte Ihr Kind nüchtern bleiben, d.h. nichts essen oder trinken.
Auch bei der ambulanten Operation eines Hodenhochstandes bleibt Ihr Kind nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung – so lange bis es fit genug für den Heimweg ist. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, sodass Ihr Kind bald wieder ansprechbar und munter ist.
24 Stunden nach dem Eingriff muss auch zu Hause immer eine Aufsichtsperson anwesend sein.
Schon am Tag des Eingriffs können die Kinder kurz aufstehen. sie sollten aber in den ersten Tagen noch soviel wie möglich liegen, was den Eltern einige Kreativität abverlangen kann.
Auch nach erfolgreicher Behandlung eines Hodenhochstandes sollte die Lage der Hoden in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, da bedingt durch das Wachstum ein zu kurzer Samenstrang den Hoden unter Umständen zurück in den Leistenkanal zieht.
Noch am Tag des Eingriffs, wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie mit Ihrem Kind zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollen. Im Interesse Ihres Kindes sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.
Hat Ihr Kind Fieber oder klagt über starke Schmerzen, beobachten Sie eine starke Rötung des Wundbereiches oder eine Verfärbung des Hodens sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.